Seit Beginn des Corona Lockdowns führen wir unsere Veranstaltungen ausschließlich online durch. Zeit für ein erstes Resümee. Wenn wir von Onlineseminaren sprechen, dann meinen wir Online-Veranstaltungen mit einem zeitlichen Rahmen und einem bestimmten Thema bzw. Lernziel. Alle Lernenden befinden sich dabei zur gleichen Zeit im digitalen Raum. In Abgrenzung zu Videokonferenzen nutzen wir für Onlineseminare entsprechende Tools, mit denen es möglich ist, Präsentationen, Videos, Whiteboards, Chats oder sogar interaktive Umfangen zu nutzen. In den letzten Wochen haben wir vor allem mit edudip und Microsoft Teams gearbeitet.
Alle Onlineseminare, die wir in den letzten Wochen durchgeführt haben, lassen sich einer dieser Varianten zuordnen:
Die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden ist in Onlineseminaren meist ausschließlich auf die referierende Person und damit auf den Computer, an welchem die lernende Person sitzt, gerichtet. Das kann auf Dauer sehr anstrengend sein und es ist wichtig, regelmäßige Pausen einzuplanen. Außerdem sollten die Teilnehmenden immer wieder durch Aufgaben einbezogen und aktiviert werden: Umfragen, Fragen im Chat oder die Nutzung des gemeinsamen Whiteboards. Einfacher ist es, wenn zwei Personen das Onlineseminar moderieren, weil dann eine Person den Chat beobachten kann, während die zweite Person spricht und Methoden anleitet. Wie in jedem Bildungssetting ist es wichtig, dass die Zielgruppe direkt angesprochen wird. Onlineseminare mit einer Größe von 20-30 Teilnehmenden ermöglichen auch die gewohnten Rituale wie die Kennenlernrunden oder die Abfrage von Erwartungen. Wir benutzen dafür gerne das Whiteboard, auf dem alle gemeinsam kritzeln und schreiben können.
Warm-Ups sind insbesondere bei längeren und beteiligungsorientierten Onlineseminaren wichtig, damit die Teilnehmenden ihre Scheu vor dem virtuellen Raum verlieren und auch Freude haben, aktiv mitzuwirken. Zu empfehlen sind kleine Games wie das Browser-Spiel Skribbl mit passenden Begriffen zum Thema. Oder interaktive Abfragen zum Beispiel mit Unterstützung von Padlet, wo sich die Teilnehmenden auf einer Karte selbst zeichnen und verorten, sodass am Ende eine Galerie aller Teilnehmenden zu sehen ist. Das Gleiche funktioniert auch mit Stimmungsabfragen, mittels gezeichneter oder eingefügter Emojis.
Die Aktivierung funktioniert noch besser, wenn die Teilnehmenden zwischendurch in kleineren Gruppen Aufgabenstellungen erarbeiten. Falls die Software keine sogenannten „Breakout-Räume“ (so heißt es beim Tool Zoom) für Gruppenarbeiten ermöglicht, kann dafür auch auf ein zweites Videokonferenz-Tool wie zum Beispiel Jitsi Meet zurückgegriffen werden. Der Tool-Wechsel birgt aber auch immer wieder die Gefahr, dass dabei etwas schiefläuft. Der Prozess muss also gut erklärt und moderiert werden. Generell ist auch zu überlegen, ob wirklich die ganze Veranstaltung in einem synchronen Webinar stattfinden muss oder ob asynchrone Arbeitsphasen viel besser passen. Unserer Erfahrung nach wird für den Fernunterricht eigentlich beides benötigt: synchrone und asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten.
Als Handout und Dokumentation bereiten wir für jedes Thema eine Linkliste in einem Pad vor, sodass die Teilnehmenden schon während der Veranstaltung reinschauen und gegebenenfalls ergänzen können. Eine ausführliche Dokumentation ist auch hilfreich, sollten Teilnehmende zwischendurch technische Schwierigkeiten haben und Teile des Webinars verpassen.
Generell ist es wichtig einzuplanen, dass der Vorbereitungsaufwand für Onlineseminare mitunter höher ist, als für Präsenzveranstaltungen, weil alles gut geplant sein muss und wenig Spielraum für spontane Improvisation bleibt. Auch das Anmelde- und Informations-Management der Teilnehmenden kostet Zeit, ist aber enorm wichtig, damit alle zum entsprechenden Termin mit funktionierender Technik anwesend sind. Neben den schriftlichen Informationen zur Anmeldung und Plattform bieten sich auch Vorab-Technik-Tests an, damit die wertvolle Zeit nicht bei der Veranstaltung verloren geht. Es muss immer davon ausgegangen werden, dass auch wenig technisch versierte Teilnehmende dabei sind.
Die Grundbedingungen zum Lernen sind online wie offline die gleichen. Es braucht möglichst viel Interaktion und Aktivierung, es braucht Beteiligungsmöglichkeiten und es sollte nicht zu viel „frontaler“ Input sein. Trotz der physischen Entfernung müssen Methoden eingesetzt werden, um eine gewisse soziale Nähe zu erzeugen. Dazu zählt zum Beispiel die Einladung, auf Wortbeiträge von Teilnehmenden auch aktiv (zum Beispiel im Chat oder Videobild) zu reagieren. Denn neben den Inhalten sind vor allem auch soziale und emotionale Faktoren entscheidend für das Lernen. Wie unvollständig ist die Präsentation einer Gruppenarbeit ohne Feedback.
Dazu empfehlenswert ist der Beitrag vom Jugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.: Wie plane ich ein Webinar?
Habst du eine inhaltliche Nachfrage oder möchtest du auch ein Onlineseminar veranstalten? Dann schreib uns.
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Kreatives Denken zum Wochenstart: Jördis Dörner schreibt in unserem Projekt Learning Architects aller zwei Wochen an alle Lerngestalter:innen. Der Newsletter möchte inspirieren, anregen und Menschen ins Handeln bringen.