In diesem Beitrag unserer Podcast-Reihe zum Podcasting geht es um die technische Seite der Produktion. Welche Hardware, welche Software benötigt ihr und worauf solltet ihr achten? Welche kleinen Tricks können euren Podcast professionalisieren?
Die gute Nachricht gleich zuerst: Höchst wahrscheinlich haben wir alle inzwischen die Technik zur Verfügung, die es uns ermöglicht einen Podcast aufzunehmen. So lassen sich schon mit einer Smartphone-App Gespräche aufzeichnen (z.B. Diktiergeräte-Apps) und gerade jetzt in Corona-Zeiten, die wir zumeist in Videokonferenzen verbringen, könnt ihr mit der vorhandenen Video-Chat Software Gespräche leicht mitschneiden. Viele Anbieter haben eine Aufnahmefunktion in ihre Programme integriert (wie Jitsi, Skype oder Zoom), bei der meist auch eine extra Audiospur aufgezeichnet wird, die danach bearbeitet und geschnitten werden kann.
Doch wie wird aus euren Ideen ein fertig produzierter Podcast? Zunächst solltet ihr euch überlegen, mit welchem Mikrofon ihr aufzeichnen wollt. Hier gibt es einige Unterschiede. Für den Anfang könnt ihr zwar schon mit Smartphone- oder Laptop-Mikrofonen arbeiten, diese weisen jedoch zumeist eine geringe Qualität auf. Besser ist da schon der Griff zu einem Headset. Solltet ihr jedoch tiefer ins Podcasten einsteigen wollen, empfehlen wir euch einen Schritt weiter zu gehen. Für einen Podcast im Interviewformat eigen sich zum Beispiel sogenannte Handy-Recorder (oder auch Mobile Recorder) Diese Geräte sind meist mit mindestens zwei Mikrofonen ausgestattet, die es euch somit auch ermöglichen Gespräche aufzunehmen. Außerdem könnt ihr die Unterhaltungen direkt aufzeichnen und die Audiodateien anschließend am Computer bearbeiten.
Professioneller sind dann eigene Mikrofone, die über ein Audio-Interface mit einem Computer verbunden werden und dann direkt in einer Aufnahmesoftware, im englischen DAW (Digital Audio Workstation) genannt, aufgenommen werden.
Alle Sprecher:innen können auf diese Weise ein eigenes Mikrofon erhalten und die Audiospuren können dann im Nachhinein auch einzeln bearbeitet werden, wodurch ihr eine gute Qualität erzielen könnt. Für professionelle Sprachaufnahmen empfehlen wir euch Kondensatormikrofone, da diese meist empfindlicher und somit gut für Sprach- und Gesangsaufnahmen geeignet sind. Allerdings funktionieren diese nur mit einer extra Stromversorgung, der sogenannten Phantomspeisung (wird meist als „+48V“ dargestellt), die aber bei einigen Handy-Recordern und Audio-Interfaces bereits mit eingebaut ist.
Neben der richtigen Mikrofonwahl solltet ihr auch auf die richtige Umgebung und Anwendung achten. Mikrofone haben eine Richtcharakteristik, das bedeutet, dass sie den Schall nur aus bestimmten Richtungen aufnehmen. Sprecht ihr also von hinten in ein Mikrofon, wird eure Stimme sehr indirekt klingen beziehungsweise kaum zu hören sein. Außerdem sollte die sprechende Person sich nah genug am Mikrofon sein, um Umgebungsgeräusche auf niedrigem Niveau zu halten. Hier bietet sich ein Raum mit zum Beispiel Teppichboden und Bücherregalen deutlich besser an als ein leeres Treppenhaus. Allerdings ist auch der Nahbesprechungseffekt von Mikrofonen zu beachten. Dies bedeutet, dass je näher ihr beim Sprechen einem Mikrofon seid, desto mehr Bass wird aufgenommen. Am besten experimentiert ihr ein wenig mit der Mikrofonposition.
Wenn ihr euch für ein Mikrofon entschieden habt, müsst ihr dieses noch mit dem Computer verbinden. Die bereits erwähnten Audio-Interfaces sind dabei so zu verstehen wie externe Soundkarten von einem Computer. Sie ermöglichen es, mehrere Mikrofone an meinen Computer aufzunehmen und haben Vorverstärker, die das recht leise Mikrofonsignal verstärken, um besser damit arbeiten zu können. Achtet beim Kauf eines Audiointerfaces darauf, dass es ausreichend Eingänge für eure Anwendung hat und, wie bereits angesprochen, die Möglichkeit besitzt Phantomspeisung einzuschalten, falls ihr Kondensatormikrofone nutzen will. Verbunden werden die Mikrofone meist via XLR-Leitungen (3-Adrigen-Leitungen) mit dem Audio-Interface und dieses dann per USB oder Thunderbolt mit dem Computer.
Egal, ob ihr direkt mit einem Computer aufgenommen habt oder die Dateien von eurem Smartphone oder Handy-Recorder erst auf den Computer überspielt, bietet es sich an, die Dateien noch in einer Audio-Software (DAW) zu bearbeiten. Dabei lassen sich Versprecher oder Gesprächsteile entfernen, die Lautstärken anpassen und zum Beispiel Geräusche und Musik hinzufügen. Besonders sinnvoll ist meist die Bearbeitung der Mikrofon-Signale mit einem Equalizer (EQ) der es ermöglicht zum Beispiel sehr tiefe Frequenzen, die die menschliche Stimme nicht erreicht, zu bearbeiten, sodass die Stimme natürlicher klingt und Störgeräusche entfernt werden. Außerdem lässt sich mit einem Kompressor die Lautstärke von einzelnen Spuren anpassen. Da ein Kompressor den Unterschied zwischen dem lautesten und dem leisesten Signal verringert. (die Dynamik) lässt sich sehr gut zum Beispiel der Unterschied der verschiedenen Stimmenlautstärke zwischen den Gesprächspartnern anpassen. Meist finden sich diese Bearbeitungsmöglichkeiten in einer DAW unter „Effekte“ oder „Plug-Ins“.
Frei zu nutzende DAWs sind zum Beispiel Audacity (welches sich auch von einem USB-Stick starten lässt) und für Applenutzende Garage Band. Meine persönliche Empfehlung für eine DAW, die deutlich mehr Funktionen hat als die bereits genannten und trotzdem sehr günstig ist, ist Reaper.
Um einen Podcast noch interessanter zu gestalten, ist es möglich entweder selbst aufgenommene oder gemafreie Geräusche und Musik zu verwenden. Gerade mit den Handy-Recordern und einem Kopfhörer lässt sich super auf Geräuschejagd gehen und so auch nochmal die eigene Umwelt anders erfahren. Auch im Internet findet sich eine große Anzahl von Musik und Geräuschen, die unter freien Lizenzen (zum Beispiel unter Creative Commons-Lizenzen) veröffentlicht wurden und unter bestimmten Bedingungen genutzt werden können. Für die Sound-Recherche ist hier besonders Freesound zu empfehlen. Für Musik empfehlen wir die Seite Bensound. Vor der Verwendung sollten aber in jedem Fall die Nutzungsbedingungen geprüft werden.
Wenn ihr eure Bearbeitung in der DAW abgeschlossen habt und alle Geräusche und Musik, die ihr wollt, hinzugefügt habe, müsst ihr noch eine Audio-Datei aus der DAW ausspielen. Dies wird auch je nach Programm anders benannt, findet sich aber meist unter „Rendern“, „Mixdown“ oder „Export“. Dabei werden meist verschiedene Dateiformate Angeboten. Am Verlust freisten sind dabei Wave-Dateien (.wav) die zum Beispiel auch bei Audio-CDs genutzt werden. Allerdings sind diese Dateien dann verhältnismäßig groß. Deswegen bietet es sich an, die Dateien als MP3-Dateien (.mp3) auszuspielen. Achtet aber in dem Fall darau, dass die Qualität der MP3-Dateien nicht allzu niedrig ist. Dies lässt sich meist unter dem Punkt Bitrate einstellen. 320kbps (kilobits per Second) sind hier empfehlenswert. So entstehen deutlich kleiner Dateien, die nur wenig hörbaren Qualitätsverlust gegenüber Wave-Dateien haben.
Der Einstieg in die Audio-Welt kann vielleicht zunächst etwas überfordernd wirken. Allerdings lassen sich mit einfachen Mitteln schnell erste Erfolge erzielen. Die im Text erwähnten Schlagwörter bieten dabei Anhaltspunkte, die euch bei der weiteren Recherche zum Thema helfen sollen. So lassen sich zu allen hier angesprochenen Themen Tutorials im Internet finden, die einen tieferen Einstieg ermöglichen.
Zudem empfehlen wir euch unsere beiden Blogbeiträge In 6 Schritten zu eurem eigenen Podcast und Podcast in der Bildung.
Kreatives Denken zum Wochenstart: Jördis Dörner schreibt in unserem Projekt Learning Architects aller zwei Wochen an alle Lerngestalter:innen. Der Newsletter möchte inspirieren, anregen und Menschen ins Handeln bringen.