In einer sich rasant verändernden Welt, die geprägt ist von digitaler Transformation, zeichnet sich auch ein Wandel der nötigen Kompetenzen ab, um auch künftig erfolgreich zu sein und gesellschaftlich teilhaben zu können. In der Bildung werden diese Fähigkeiten als Zukunftskompetenzen (Future Skills) bezeichnet. In diesem Blogbeitrag möchten wir euch eines von mittlerweile zahlreichen Modellen zum Thema Future Skills vorstellen und euch praktische Tipps für eure pädagogische Arbeit geben.
Die Art und Weise, wie wir Wissen erwerben, teilen und nutzen hat sich tiefgreifend gewandelt. Heutzutage haben wir nahezu unbegrenzten Zugang zu Informationen und Wissen aus aller Welt, dank des Internets und digitaler Technologien. Das hat das Lernen und die Bildung von einem traditionellen, lehrerzentrierten Ansatz zu einem viel stärker lernenden Ansatz verändert. Auch werden künftig immer mehr Teilbereiche der Arbeit von Maschinen übernommen werden, was unsere Arbeitswelt sehr prägen wird. Viele Berufe wird es so nicht mehr geben, dafür werden allerdings andere entstehen. Automatisierung, neue Kommunikationstechnologien und die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz werden die Berufsbilder wandeln. Dies erfordert flexible Strukturen und Fähigkeiten wie zum Beispiel interkulturelle und Problemlösekompetenz, kritisches Denken, Kreativität und Neugier.
Es gibt mittlerweile viele verschiedene Modelle, die Zukunftskompetenzen adressieren und je nach Zielsetzung und Ausrichtung variieren. Wir möchten euch das in unseren Augen anschlussfähigste und vielseitigste Modell vorstellen. Das Center for Curriculum Redesign (CCR) präsentiert ein Framework bestehend aus 4 Dimensionen mit 12 dazugehörigen Kompetenzen und 60 Unterkompetenzen. Dieses Framework visualisiert eine Synthese aus zahlreichen anderen Modellen, die Forschende in jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt haben. Es fokussiert dabei auf die drei Dimensionen Wissen, Fähigkeiten (Skills), Charaktereigenschaften und Meta-Lernen, auch bekannt als “Lernen lernen”.
Die Dimension Skills ähnelt dabei stark dem 4K-Modell. Im CCR-Framework stellt sie einen Teilbereich des zeitgemäßen Lernens dar. Hierbei werden vier zentrale und überfachliche Fähigkeiten herausgestellt: Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken und Kommunikation.
In dem Buch “Die vier Dimensionen der Bildung” von Charles Fadel, Maya Billig und Bernie Telling (2015), das sich eingehend mit dem CCR Framework befasst, plädieren die Autor:innen ausdrücklich dafür, Wissen und Fähigkeiten zusammen zu denken. Sie betonen, dass rein passiv erlerntes Wissen ohne eine praktische Anwendung seitens der Lernenden kein echtes Verstehen erzeugen kann und somit der Behaltenswert dieses Wissens nur von kurzer Dauer ist. Nur eine Synergie aus Wissen und Fähigkeiten kann Lernende auf eine komplexe Welt vorbereiten, in der sie selbstbestimmt mit Konvergenz und Vielschichtigkeit umgehen können.
Um jedoch sicherzustellen, dass die Förderung von Zukunftskompetenzen in der Bildung nicht einer ausschließlichen Ausrichtung auf neoliberale Vorstellungen, eines sich ständig an Markterfordernisse anpassenden Arbeitspersonals führt, müssen unserer Meinung nach bei der Förderung von Zukunftskompetenzen bestimmte Schwerpunkte und Prinzipien betont werden. Dazu zählt zum einen ein Fokus auf die persönliche und soziale Entwicklung der Lernenden. Auch sollte eine Einbettung in eine humanistische Pädagogik gegeben sein, die auf individuelle Entfaltung zielt und Vielfalt sowie soziale Gerechtigkeit im Blick hat. Die Förderung der Future Skills sollte zudem dazu führen, dass Lernende eine kritische Haltung gegenüber den Anforderungen der Arbeitswelt einnehmen und ihre eigenen Vorstellungen von einem guten Leben und einer gerechten Gesellschaft entwickeln.
Um die Zukunftskompetenzen euer Zielgruppe zu fördern, empfehlen wir euch zum Beispiel den Einsatz sogenannter agiler Methoden. Agilität ist ein Ansatz aus der Softwareentwicklung, der auf Flexibilität, Zusammenarbeit und kontinuierlicher Verbesserung abzielt. Diese Methoden lassen sich auf pädagogische Kontexte gut übertragen, da sie bestimmte Fähigkeiten und Denkweisen fördern, die in einer sich schnell verändernden Welt von entscheidender Bedeutung sind. Hier sind einige Beispiele, wie agile Methoden zur Entwicklung von Zukunftskompetenzen beitragen können.
Design Thinking ist eine Methode, die sich auf die Lösung komplexer Probleme konzentriert und dabei die Perspektive der Nutzer:innen einbezieht. Es basiert auf einer iterativen Herangehensweise, bei der Lernende gemeinsam arbeiten, um innovative Lösungen zu entwickeln. Design Thinking fördert das Empathievermögen sowie die Kollaboration und Kommunikation der Lernenden untereinander, indem sie lernen, gemeinsam kreative Ideen zu generieren und diese zu einem konkreten Konzept auszuarbeiten.
Scrum wird häufig im Projektmanagement eingesetzt und zielt darauf ab, komplexe Aufgaben in kleinere, handhabbare Aufgaben zu unterteilen. Dabei arbeiten alle im Team iterativ zusammen und treffen regelmäßig Entscheidungen, um den Fortschritt des Projekts zu überwachen und anzupassen. Scrum fördert die Kollaboration und Kommunikation der Lernenden, indem sie lernen, als Team zusammenzuarbeiten und die Verantwortung für den Erfolg des Projekts zu übernehmen.
Kanban ist eine Methode, die sich auf die Optimierung des Arbeitsflusses konzentriert. Dabei wird der Arbeitsprozess visualisiert und in kleinere Aufgaben unterteilt. Kanban fördert Flexibilität, Kollaboration und Empowerment, da die Lernenden selbstorganisiert und kontinuierlich daran arbeiten, den Arbeitsfluss zu optimieren.
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Kreatives Denken zum Wochenstart: Jördis Dörner schreibt in unserem Projekt Learning Architects aller zwei Wochen an alle Lerngestalter:innen. Der Newsletter möchte inspirieren, anregen und Menschen ins Handeln bringen.