Ein Symbolbild für BNE: Eine Hand hält ein Kärtchen mit dem SDG "Qualiy Education" in die Höhe. Im Hintergrund ist eine Gruppe Lernender zu sehen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung – BNE

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind vermutlich DIE Themen unserer Zeit. Dennoch fühlt sich eine Mehrzahl junger Menschen nicht in der Lage, zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen beizutragen (Nationales Monitoring Bildung für nachhaltige Entwicklung, 2022). Menschen Kompetenzen zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen an die Hand zu geben, ist nicht nur wichtig, um etwas gegen die Klimakatastrophe zu tun, sondern auch um Gefühlen wie Zukunftsängsten und Machtlosigkeit etwas entgegenzusetzen. Hier kann Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ansetzen. Wir möchten euch dieses Konzept im Folgenden näher vorstellen und geben euch konkrete Tipps dafür, wie ihr BNE in eure pädagogische Praxis mit aufnehmen könnt.

Was ist BNE?

BNE ist ein Bildungsansatz, der eine nachhaltige Entwicklung fördert. Als nachhaltig wird dabei eine globale Entwicklung verstanden, die eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen sichert, sodass alle Menschen ihren Bedürfnissen und Zielen unter Beachtung planetarer Grenzen nachgehen können. BNE vermittelt hierfür kein reines Faktenwissen, sondern soll Lernenden Kompetenzen an die Hand geben, mit denen sie Nachhaltigkeitsproblemen in einer komplexen Welt begegnen können. Dazu gehören:

  • Vorausschauendes und kritisches Denken
  • Autonomes Handeln
  • Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen
  • Aneignung interdisziplinären Wissens

Dabei thematisiert BNE nicht nur Aspekte des Umweltschutzes. BNE ist vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz, der bei der Diskussion von Zukunftsfragen sowohl soziale wie auch wirtschaftliche und ökologische Faktoren miteinbezieht. Neben Konsum, Energie und Mobilität sind deswegen auch Themen wie Geschlechter- und Generationengerechtigkeit, Diversität und Frieden Teil von BNE. Letztlich zielt BNE darauf ab, Lernende jeden Alters zu „Weltbürger:innen“ auszubilden, die sich auf lokaler und globaler Ebene dafür engagieren, eine nachhaltigere Welt zu schaffen.

Entstehungsgeschichte der BNE

Vor allem die UN hat BNE in den letzten Jahren vorangetrieben. Zum Beispiel in Form von Bildungskampagnen, wie der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung (2005 bis 2014) und dem Weltaktionsprogramm BNE (2015 bis 2019). Seit 2020 läuft das UNESCO-Programm BNE 2030, das helfen soll, die 17 „nachhaltigen Entwicklungsziele (englisch: sustainable development goals – SDGs) der Vereinten Nationen zu erreichen. Die SDGs wurden im Herbst 2015 von allen Staaten der Erde beschlossen. Sie beschreiben, was die Nationen gemeinsam bis 2030 erreichen wollen. Gute Bildung ist dabei Teil der SDGs und erfüllt gleichzeitig die zentrale Funktion, die anderen Ziele zu fördern.

Auch Deutschland versucht, einen Beitrag dazu zu leisten: Die Nationale Plattform für nachhaltige Entwicklung hat 2017 einen Nationalen Aktionsplan herausgegeben, der 130 Ziele und über 300 Handlungsempfehlungen für Bereiche wie die frühkindliche Bildung, Bildung in Schule, Berufsschule und an Hochschulen sowie für informelles Lernen und Kommunen umfasst.

Es sind die 17 SDGs abgebildet.
Bildquelle: United Nations.

Wie gelingt BNE?

Doch wie können BNE und die SDGs in konkreten Bildungsmaterialien oder Lernsettings integriert werden?

Im schulischen Kontext sind vor allem strukturelle Änderungen gefragt, wie die Einbindung von BNE in Lehrpläne, die Ausbildung von Lehrkräften und die Bereitstellung von Ressourcen. Dies ist je nach Bundesland unterschiedlich weit fortgeschritten. Auch ergeben sich deutliche Unterschiede je nach Schulfach. Während in Geografie relativ häufig Bezüge zur Nachhaltigkeit hergestellt werden, ist dies in Fächern wie Mathe, Geschichte oder Sport kaum der Fall (Brock & Holst, 2022).  

Konkrete Tipps für eure pädagogische Praxis:

Unabhängig von solchen strukturellen Änderungen gibt es einige Dinge, die ihr beachten könnt, wenn ihr BNE in eure eigene pädagogische Praxis integrieren wollt – egal ob in der Schule oder in der informellen Bildung. Aus dem Nationalen Aktionsplan und der UNESCO Roadmap lassen sich folgende konkrete Tipps für Lernkonzepte und -materialien ableiten:

  • Integriere Themen der Nachhaltigkeit: Themen wie der Klimawandel, Biodiversität, Katastrophenvorsorge, nachhaltiger Konsum, aber auch Diversität, Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit sind in vielen Bildungsbereichen anschlussfähig. Integriere sie in dein Bildungskonzept.
  • Gestalte dein Lernprojekt interaktiv: Wenn du dein Lernkonzept interaktiv und mit Fokus auf die Lernenden gestaltest, regst du sie zum Reflektieren und Handeln an.
  • Schaffe eine nachhaltige Lernumgebung: Auch die Lernumgebung kann zu nachhaltigem Handeln inspirieren, wenn dort Aspekte von Nachhaltigkeit aktiv umgesetzt werden. Ihr könnt mit kleinen Dingen starten, wie recyceltes Papier zu nutzen. Wenn ihr mehr bewirken wollt, könnt ihr euch aber auch dafür einsetzen, dass die Lernstätte klimafreundlicher heizt oder fahrradfreundlicher wird.
  • Beteilige junge Menschen: Achte darauf, den Lernenden ein Mitsprecherecht einzuräumen. Dafür kannst du beispielsweise Feedbackschleifen oder Umfragen einsetzen, um dein Konzept stetig anzupassen.
  • Lebe Diversität und Inklusion: Alle Lernenden sollen an BNE teilhaben können. Hierfür solltest du versuchen, finanzielle oder gesellschaftliche Hürden beim Zugang zu deinem Bildungsprojekt und den Inhalten abzubauen und auf Barrierefreiheit zu achten. Mehr Tipps findest du auch in unserem Blogbeitrag Diversität im Bildungskontext umsetzen.
  • Stärke Multiplikator:innen: Du kannst nicht immer gleich jeden mit deinem Lernangebot erreichen. Es kann daher auch wirkungsvoll sein, BNE für Interessierte anzubieten, weil diese die Inhalte und Kompetenzen dann als Mulitplikator:innen in ihre Communities hereintragen.
  • Entwickle Bilder und Narrative der Transformation: Nutze ausdrucksstarke Bilder und Erzählungen, um neue Narrative, positive Zukunftsbilder und Erfahrungswelten zu schaffen. So können nachhaltiges Handeln und Selbstwirksamkeit vermittelt werden. Mehr über Narration in der Bildung und modernes Storytelling erfährst du auch in unserem Blog.
  • Schaffe Freiräume zur Selbstentfaltung: Um sich zu einem kritisch denkenden und autonom handelnden Individuum zu entwickeln, ist genügend Freiraum wichtig. Wenn ihr kreative Gestaltung oder Entscheidungsprozesse in eure Bildungsmaterialien integriert, bietet ihr Raum für Selbsterfahrung.
  • Fördere Zukunftskompetenzen: Um in einer Welt, die geprägt ist von Krisen, unsicheren Zukünften und komplexen Gegebenheiten zurechtzukommen, sind Kompetenzen zum vorausschauenden und kritischen Denken, Empathie sowie Kreativität gefragt. BNE fokussiert auf die Herausbildung dieser Kompetenzen. Nähere Informationen dazu sowie konkrete methodische Hinweise findet ihr in unserem Blogbeitrag Zukunftskompetenzen: Wissen und Fähigkeiten zusammen denken.

Wo finde ich Unterrichtsmaterialien zu den SDGs?

  • Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt in einer Infothek ausgesuchte und inkusive Lehr- und Lernmaterialien zu BNE bereit.
  • Auf dem Portal Globales Lernen findest du Links zu Bildungsmaterialien und Methodensammlungen, aber auch Hinweise auf Veranstaltungen und Weiterbildungen im Bereich BNE.

Bild von Prado auf Unsplash.