Influencer:innen polarisieren. Millionen Menschen folgen ihnen in den Sozialen Medien. Millionen Menschen sind genervt oder hassen sie gar. Wer für Jugendliche ein Star auf TikTok ist, ist vielen pädagogischen Fachkräften gänzlich unbekannt.
Um also die Lebenswelt, Interessen, Themen und Trends unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verstehen, ist ein Blick in die Welt der Influencer:innen unabdingbar. Gerade in der Bildungsarbeit ist es wichtig, hinter die Kulissen zu schauen, aktuelle Phänomene in die eigene Arbeit zu integrieren und dabei Gefahren und Risiken genauso zu (er)kennen wie Chancen und Potentiale. Aus diesem Grund wollen wir euch in diesem Beitrag in die Welt der Influencer:innen mitnehmen und euch Tipps für die pädagogische Arbeit geben.
Nicht alle, die in Sozialen Medien aktiv sind und viele Follower:innen haben, sind gleichzeitig auch Influencer:innen im klassischen Sinne. Der Begriff Influencer:in kommt vom englischen Verb „to influence“: beeinflussen. Influencer:innen nehmen also Einfluss auf andere Menschen, empfehlen Produkte, stehen für einen bestimmten Lifestyle oder eine Haltung. Sie prägen Meinungen und setzen Trends. Ihr Ruhm ist teilweise vergleichbar mit dem von Popstars. Die Bandbreite an Themen und Präsentationsformen von Influencer:innen ist riesig. Sie zeigen Alltägliches, sprechen über Beauty und Fashion, widmen sich Sport und Fitness, geben Tipps zu Ernährung und Lifestyle, leben Luxus, sprechen über Politik und Bildung, bieten Informationen, kreative Anregungen, Unterhaltung, Tutorials und Comedy.
Influencer:innen…
So kann die Öffentlichkeit beispielsweise seit Ende 2012 am Leben von Bianca „Bibi“ Claßen teilnehmen. Die Menschen können ihr Fragen zu ihrer Partnerschaft stellen, ihre Schwangerschaften verfolgen und sehen, wie sie mit ihrer Familie Luxusimmobilien in Spanien kauft. Bianca Claßen ist mit ihrem Kanal BibisBeautyPalace YouTuberin der ersten Stunde, bedeutende Influencerin mit Millionen Follower:innen und Millionärin mit einer eigenen Produktserie.
* Challenges sind kleine Aufgaben oder Mutproben, die in Sozialen Medien viral gehen und trenden, weil sehr viele Leute mitmachen und ihre Videos alle unter einem bestimmten Hashtag (#) verbreiten. Tipps zum Umgang mit gefährlichen Challenges bietet Klicksafe.
Influencer:innen genießen das Vertrauen ihrer Follower:innen und fungieren als sogenannte Testimonials (Werbebotschafter:innen). Oftmals haben sie eigene Produktlinien oder Werbepartnerschaften. Als Vorbilder sind sie Projektionsflächen für das eigene Selbst und schaffen gleichzeitig Anreize für (materielle) Wünsche und Sehnsüchte.
Jugendliche äußern oft den Wunsch, später auch einmal YouTuber:in oder Influencer:in werden zu wollen, da viele ein makelloses Leben in Wohlstand präsentieren, scheinbar ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, wenig arbeiten für ein Leben im Luxus und als schön, beliebt, glücklich und erfolgreich wahrgenommen werden. Hinter diesem vermeintlich perfekten Leben steckt viel Arbeit. Daher empfehlen wir, die Arbeit von Influencer:innen mit Kindern und Jugendlichen im Bildungskontext zu thematisieren. Hierfür eignet sich beispielsweise die Infografik Influencer auf Instagram von handysektor oder Wie verdienen YouTube-Stars Geld von Klicksafe. Zudem bietet es sich an, auch Werbebotschaften, Kaufapelle und bezahlte Inhalte mit den Lernenden gemeinsam zu analysieren und zu besprechen. Hierfür bieten Klicksafe und Juuuport sehr gute Hintergrundinformationen zum Thema Influencer:innen-Marketing.
Nicht ganz! Social Media transportiert auch unrealistische Schönheitsideale und stereotype Rollenvorstellungen, Fake News, Verschwörungsmythen und rechte Hetze. Durch die allgegenwärtige Präsenz und ständige Verfügbarkeit begleiten die Inhalte auf Instagram, TikTok und YouTube Jugendliche nahezu permanent in ihrem Alltag.
Rechte Influencerinnen posten mit Hashtags wie #heimatliebe #tradwoman #tradition und #weiblichkeit ihre Inhalte. Sie vermischen gezielt harmlose oder gar erstrebenswerte Einstellungen mit rechten Narrativen von Nationalismus, Deutschtum und Rassismus. Immer wieder spielen dabei Veganismus, Tierliebe, Naturverbundenheit, Gesundheit und Umweltschutz eine Rolle, ebenso wie Fürsorge und Freundschaft – Werte, an die wir gern anknüpfen. Rechte Frauen inszenieren sich mit hübschen Fotos in Sozialen Netzwerken und sind vermeintlich harmlose, liebliche Werbeträgerinnen für konservative Werte, aber auch rassistische Hetze und nationalistische Propaganda. Maßgeblich daran beteiligt ist unter anderem die Identitäre Bewegung.
Mit Kalkül verdrehen sie demokratische Werte und feministische Ziele durch Kampagnen zum Schutz von Frauen in den Sozialen Medien. Hierbei betonen sie die Notwendigkeit zum Schutz weißer, deutscher Frauen, die angeblich durch Migration in ihrer Unversehrtheit bedroht sind. Die Sendung titel thesen temperamente hat zu diesem Thema einen Beitrag gesendet. Weitere Informationen sind auf Belltower News in dem Artikel Rechte Influencerinnen. Rechtsextreme Inhalte schön verpackt und auf Volksverpetzer in dem Artikel 5 Schritte: Wie rechte „Influencer:innen“ junge Menschen auf Instagram manipulieren zu finden. Auch in dem Serious Game Loulu geht es um rechte Netzwerke und Hass im Netz. Mehr zu diesem Spiel findet ihr in unserem Blogbeitrag Unsere 5 Beispiele für spannende Serious Games.
Wenn ihr noch etwas tiefer die Thematik des Storytelling eindringen wollt, empfehlen wir euch unseren Beitrag “Erzähl mir nix?! Storytelling, Narration und Geschichten in der Bildung“. Hier werfen wir einen tieferen Blick auf die Kulturtechnik des Geschichtenerzählers und den Begriff Narrativ. Zudem beleuchten wir warum Storytelling so gut funktioniert und uns Geschichten in den Bann ziehen.
In unserem Beitrag „Digitales Storytelling in der Bildung“ erklären wir, was (digitales) Storytelling ausmacht und wie es in der Bildung eingesetzt werden kann.
Spannende Beispiele gelungener Storytellingprojekte stellen wir in dem Artikel “6 Beispiele für digitales Storytelling” vor.
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Kreatives Denken zum Wochenstart: Jördis Dörner schreibt in unserem Projekt Learning Architects aller zwei Wochen an alle Lerngestalter:innen. Der Newsletter möchte inspirieren, anregen und Menschen ins Handeln bringen.